Im sommerlichen Wald geht es lautstark und klangvoll zur Sache: Da zwitschern die Vögel und röhrt der Hirsch, da rauscht der Wind und tönt das Horn. Die Musik des Waldes verstummt nie. Die Räuber singen im Dickicht ihr fröhliches Morgenlied, auf der Lichtung verpulvert der Freischütz seine letzte Kugel und nachts treffen sich die Waldgeister mit den Elfen zum Tanz im Mondenschein.
Goethes dichterisches Werk ist alles andere als prüde. Da werden zarte Heideröslein von wilden Knaben gebrochen und durchtriebene Beelzebuben liefern sittsame Bürgerstöchter in die Hände lüsterner Gelehrter.
"Meine Ruh ist hin" singt das von Liebeswallungen übermannte Gretchen. Und der Erlkönig versucht, den Knaben, den er im Visier hat, mit erotischen Träumen zu locken: "Meine Töchter sollen dich warten schön". Von Goethes Eros haben sich Komponisten von Franz Schubert bis Konstantin Wecker zu elektrisierenden Klängen anstecken lassen.